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Ich fürchte, unsere allzu sorgfältige Erziehung liefert uns nur Zwergobst. Georg Christoph Lichtenberg

Ein interessanter Gedanke von Georg Christoph Lichtenberg! Seine Kritik an einer übertriebenen Sorgfalt in der Erziehung und den daraus resultierenden negativen Folgen regt zum Nachdenken an.

Man kann seine Aussage auf verschiedene Weise interpretieren:

1. Unterdrückung von Kreativität und Risikobereitschaft:

Eine Erziehung, die zu viel Wert auf Fehlervermeidung und Kontrolle legt, kann die natürliche Neugierde und den Entdeckerdrang von Kindern einschränken. Durch übermäßige Vorsicht und Angst vor Scheitern könnten sie weniger bereit sein, Risiken einzugehen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Dies könnte langfristig zu einem Mangel an Kreativität, Eigeninitiative und Selbstvertrauen führen.

2. Fokus auf Perfektionismus statt auf Entwicklung:

Der Fokus auf Perfektion und ständige Kontrolle kann dazu führen, dass Kinder Angst vor Fehlern entwickeln und sich nur auf Aufgaben konzentrieren, die ihnen leichtfallen. Die eigentliche Herausforderung und der Lerneffekt, der aus dem Scheitern und Versuchen resultiert, gehen dabei verloren.

3. Vernachlässigung wichtiger Lebenskompetenzen:

Eine Erziehung, die sich zu sehr auf akademische Leistungen und kognitive Fähigkeiten konzentriert, kann wichtige Lebenskompetenzen wie soziale Interaktion, emotionale Intelligenz und Problemlösungsfähigkeiten vernachlässigen. Diese Kompetenzen sind jedoch für ein erfülltes und erfolgreiches Leben ebenso wichtig wie gute Noten.

Lichtenbergs Aussage ist natürlich provokant und überspitzt formuliert. Es geht ihm nicht darum, jegliche Erziehung abzulehnen, sondern vielmehr darum, eine gesunde Balance zu finden.

Eine gute Erziehung sollte Kinder ermutigen, ihre Talente zu entfalten, ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln und selbstständig zu denken. Sie sollte ihnen die Möglichkeit geben, Fehler zu machen, aus diesen zu lernen und Risiken einzugehen.

Gleichzeitig sollte sie ihnen auch Werte, Orientierung und Unterstützung bieten, damit sie zu verantwortungsvollen und selbstbewussten Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen können.

Zusätzliche Denkanstöße:

  • Inwiefern kann unsere heutige Bildungs- und Erziehungslandschaft als „zu sorgfältig“ im Sinne Lichtenbergs beschrieben werden?
  • Welche alternativen Erziehungsmodelle könnten mehr Raum für Eigeninitiative, Kreativität und Selbstständigkeit bieten?
  • Wie können wir Kindern helfen, mit Fehlern umzugehen und diese als Lernchance zu begreifen?
  • Welche Rolle spielen Eltern, Lehrer und andere Bezugspersonen dabei, eine gesunde Balance zwischen Fördern und Fordern zu finden?

Lichtenbergs Zitat bietet uns die Möglichkeit, unsere eigenen Erziehungsvorstellungen und -ziele zu reflektieren und darüber nachzudenken, wie wir unseren Kindern die bestmögliche Unterstützung für ein glückliches und erfolgreiches Leben bieten können.